DGeoJV

  Deutsch-Georgische Juristenvereinigung e.V.

Historische Rolle der Deutschen

Seit dem Mittelalter zog Georgien immer wieder deutsche Reisende an. Nach der Einverleibung Georgiens ins russische Reich im Jahr 1801 wurden die Kontakte noch intensiver. Im russischen Dienst stehende deutsche Beamte und Forscher liessen sich hier nieder und brachten sich in das gesellschaftliche Leben ein, wie beispielsweise als Gründer des Kaukasischen Museums, des heutigen Nationalmuseums, und des Botanischen Gartens, aber auch als Ärzte, Apotheker, Ingenieure und Architekten. Die Siemens und Halske AG baute das Telegrafennetz über den Kaukasus nach Asien aus und besass in Georgien Kupfererzvorkommen.

Werner von Siemens, der über den Kaukasus schrieb, gründete Unternehmungen, und seine Brüder Otto und Walter waren beide Generalkonsuln des Norddeutschen Bundes und später des Deutschen Reiches in Tbilissi. Auch die Einwanderung deutscher Siedler im 19. Jahrhundert, deren Dörfer für die georgische Bevölkerung Vorbildcharakter besassen förderte das hohe Ansehen der Deutschen in Georgien. Das zeigt sich unter anderem an den schon im zweiten Weltkrieg von Georgiern gepflegten deutschen Soldatenfriedhöfen und den bis heute existierenden "deutschen" Kindergärten, die von den so genannten "deutschen Tanten" geleitet wurden. Die deutschsprachige Zeitschrift "Kaukasische Post" wird seit einigen Jahren wieder herausgegeben. Bis 1941 lebten rund 40.000 Deutschstämmige in Georgien. Heute sind es nur noch schätzungsweise zwischen 2.500 und 3.000 Deutsche; die meisten wurden zur Stalinzeit nach Zentralasien deportiert.

Während viele Deutsche Richtung Osten aufbrachen, orientierten sich die Georgier zunehmend am Westen, verfolgten mit grossem Interesse die verschiedensten Strömungen abendländischer Kunst und Kultur und studierten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur an russischen sondern bevorzugt an deutschen und schweizerischen Universitäten: Erfahrungen, die bei der Rückkehr den Aufbau und Inhalt der Lehre in Georgien entscheidend mitbestimmt haben und bis heute insbesondere in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen spürbar sind. Der Studienstandort Deutschland wird auch heute noch von vielen Georgiern favorisiert.

Besonders wichtig für die deutsch-georgischen Beziehungen war das natürlich nicht uneigennützige deutsche Engagement für Georgien während des ersten Weltkriegs. Das Deutsche Reich war damals Geburtshelfer bei der Wiederherstellung der georgischen Unabhängigkeit. Georgien, das nach Deutschland strebte und von Russland bitter enttäuscht wurde, sah in Deutschland den ersten Vertreter Europas, der Interesse für Georgien zeigte.

Auch die Folgen der Nazidiktatur und des zweiten Weltkriegs konnten die georgische Deutschfreundlichkeit nur vorübergehend mindern. Deshalb ist es vielleicht auch nicht ganz zufällig, dass es der Georgier Eduard Schewardnadse war, der die Wiederherstellung der deutschen Einheit wohl nicht nur aus politischem Kalkül, sondern auch aus innerer Überzeugung Wirklichkeit werden liess.

Deutschland erkannte früh die wichtige Mittlerrolle, die Georgien in der Region zukam. Der frühere deutsche Botschafter in Georgien, Dr. Norbert Baas, sprach in einem Artikel in der Zeitschrift "Ästhetik und Kommunikation" (Heft 107, Dezember 1999) von der Erfolgsgeschichte der Zivilgesellschaft in Georgien: "Es erstritt sich eine neue demokratische Verfassung führte marktwirtschaftliche Reformen ein und begann zur gleichen Zeit mit dem Aufbau einer am europäischen Vorbild ausgerichteten Rechtsordnung." Unter Vorsitz von Aussenminister Fischer wurde im Juni 1999 beim Treffen der 15 Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten mit den drei südkaukasischen Regierungschefs eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der die EU betonte, dass sie der regionalen Zusammenarbeit, der Konfliktnachsorge, dem Wiederaufbau und der Investitionsförderung besondere Bedeutung beimesse.

Ein weiteres wichtiges Fundament für die kulturellen Beziehungen Georgiens zu Deutschland wurde 1975 durch die Partnerschaft der Städte Saarbrücken und Tbilissi gelegt, die 1985 auf das Saarland und Georgien erweitert wurde. Diese und auch die Städtepartnerschaft zwischen Telawi und Biberach verschafften der georgischen kulturellen Elite erste Kontakte zum Westen und erlaubten ihr eine gewisse Unabhängigkeit von Moskau.

vorherige Seite

 Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen

[Home] [Über uns] [Ziele der DGeoJV] [Vorstand] [Satzung] [Aktuelles] [Mitglieder] [Mitgliedschaft] [Aktivitäten] [Netzwerk] [Veranstaltungen] [Georgien] [Links über Georgien] [Publikationen] [Links z. georg. Recht] [Kontakt] [Impressum]